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Aufschieberitis überwinden

    Aufschieberitis ist wie ein Handy mit 2% Akku: du weisst, du solltest handeln – aber du starrst lieber aufs Display und hoffst, dass es irgendwie reicht. Vor allem als neurosensitiver Profi kann dich dieses Muster hart bremsen. Doch es gibt einen Weg, ins Handeln zu kommen, auch wenn deine Willenskraft längst in den Ferien ist.


    1. Aufschieberitis: Warum wir Dinge vor uns herschieben

    Aufschieberitis klingt harmlos, fast niedlich. In Wahrheit ist sie ein Energiefresser, ein stiller Saboteur, der dich daran hindert, dein Potenzial auszuschöpfen.

    Besonders für neurosensitive Menschen hat Aufschieben eine eigene Dynamik:

    • Die Reizüberflutung des Alltags saugt Energie ab.
    • Die To-do-Liste wirkt wie ein Berg, der nicht zu bezwingen ist.
    • Perfektionismus flüstert: „Mach es später, wenn du es besser kannst.“

    Das Ergebnis: statt klarer Schritte nach vorne entsteht Stillstand. Der Kopf läuft heiss, der Körper fühlt sich schwer an, und das schlechte Gewissen wächst.

    2. Wenn die Willenskraft einfach verschwindet

    Ich erinnere mich noch genau: Zwei kleine Kinder, beide eng hintereinander geboren. Mein Rücken schwach, die Nächte kurz, die Tage voll. Ach ja – und dann diese 9-Kilo-Melonen, die ich unbedingt nach Hause schleppen musste. Eine davon rollte sogar den Hang runter, direkt auf eine Bushaltestelle zu. Junge Leute sprangen erschrocken auf, einer fing sie sportlich wie einen Fussball. Ich war erleichtert: Wenigstens musste ich nicht zurück in den Laden.

    Klingt lustig, war es aber nur halb. Denn was damals wirklich in mir passierte: Meine Willenskraft war komplett verschwunden. Weg. Leerer Akku. Ich konnte mich zu nichts mehr aufraffen.

    Und ich kann dir sagen: Wenn deine Kinder (später stellte sich heraus, beide im Autismus-Spektrum), dein Haushalt und dein Körper dich gleichzeitig fordern, bleibt keine Reserve übrig. Alles war „zu viel“.

    3. Die grosse Illusion: Mehr Willenskraft ist nicht die Lösung

    Viele Menschen glauben, sie müssten nur „mehr Disziplin“ haben. Einfach härter durchziehen. Doch gerade neurosensitive Fachleute wissen: Wenn das Nervensystem schon am Limit ist, bringt Druck genau das Gegenteil.

    Neurowissenschaftlich betrachtet ist Willenskraft ein begrenzter Rohstoff. Dein präfrontaler Cortex – also der Teil des Gehirns, der für Entscheidungen und Selbstkontrolle zuständig ist – verbraucht Energie. Wenn diese Energie erschöpft ist, geht nichts mehr.

    Das bedeutet: Es ist nicht deine Schwäche, wenn du aufschiebst. Es ist Biologie. Und genau hier darf ein Perspektivwechsel stattfinden.

    4. Kleine Schritte, grosse Wirkung: Die Magie des Abhakens

    Irgendwann entdeckte ich: Auch ohne Willenskraft kann ich ins Tun kommen – wenn ich klein genug anfange. Statt mich von grossen Projekten erdrücken zu lassen, habe ich winzige Tasks erledigt.

    Und siehe da: Dieses kleine Häkchen auf dem Papier oder im Kopf löst sofort Dopamin aus. Ein Neurotransmitter, der Belohnung signalisiert. Mit jedem abgehakten Schritt wurde mein Gehirn quasi neu verkabelt: von „ich kann nicht“ zu „ich habe geschafft“.

    Das klingt banal – aber es war für mich ein Wendepunkt.

    5. Vom Widerstand zum Flow: Mein Aha-Moment im Coaching

    Während meiner Coaching-Ausbildung machte ich eine spannende Erfahrung: Eine Testkundin wollte eigentlich nur üben. Wir spielten ein banales Szenario durch – was sie für ihre Gäste kochen sollte. Klingt harmlos, oder?

    Doch plötzlich stellte sie ein völlig neues Menü zusammen. Sie bekam begeistertes Feedback von ihren Gästen und war selbst überrascht, wie viel Freude sie dabei empfand.

    Das war mein Aha-Moment: Entwicklung geschieht nicht durch Druck, sondern durch geschickte Struktur und kleine Schritte. Genau das gab mir selbst die Energie zurück.

    6. Quick Wins für den Alltag: So kommst du ohne Willenskraft ins Tun

    Hier ein paar Tools, die auch dir helfen können – egal, ob du neurosensitiv bist oder einfach unter Aufschieberitis leidest:

    1. Die 5-Minuten-Regel
      Sag dir: „Ich mache es nur 5 Minuten.“ Meistens bleibst du dann doch dran, weil der Anfang das Schwerste ist.
    2. Mikro-Aufgaben definieren
      Statt „Bericht schreiben“ → „Dokument öffnen“ oder „Überschrift formulieren“. Je kleiner die Aufgabe, desto leichter der Start.
    3. Sichtbare Belohnungen einbauen
      Ein Häkchen setzen, einen Strich auf der Liste, einen Timer stoppen. Dein Gehirn liebt Abschluss und Belohnung.
    4. Unliebsames bündeln
      Mach dir ein Ritual daraus, die „ätzenden Tasks“ gesammelt zu erledigen – mit Musik, Timer und bewusstem „Jetzt erst recht“-Gefühl.
    5. Energielevel respektieren
      Plane wichtige Aufgaben in deine Hoch-Zeiten (bei Neurosensitiven oft morgens oder nach Pausen). Gegen dein Nervensystem zu arbeiten bringt nichts.

    7. Freude am Unliebsamen: Wie ungeliebte Aufgaben plötzlich Spass machen

    Klingt verrückt – aber irgendwann hatte ich Spass daran, unliebsame Aufgaben bewusst anzugehen. Nicht, weil sie plötzlich angenehm wurden. Sondern weil das Gefühl, sie erledigt zu haben, stärker war als der Widerstand davor.

    Aufschieberitis hat mich jahrelang blockiert. Heute ist sie fast wie ein kleiner Weckruf: „Hier liegt Energie, die du zurückgewinnen kannst.“ Das Abhaken selbst ist meine Belohnung.

    8. Dein Weg vom Aufschieben zur Selbstwirksamkeit

    Willenskraft ist nicht unendlich. Aber deine Fähigkeit, kleine Schritte zu gehen, ist trainierbar. Neurosensitive Menschen brauchen besonders Strategien, die nicht auf Druck basieren, sondern auf Struktur, Klarheit und Freude am Fortschritt.

    Und genau das ist der Kern von Coaching: Nicht mehr warten, bis „die Willenskraft zurückkommt“. Sondern Systeme finden, die dich auch dann tragen, wenn dein Akku leer ist.

    Wenn du neugierig bist, wie genau mein meistertipp gegen Aufschieberitis funktioniert: Hol es dir über meinen Newsletter. Einfach, praktisch – und ein Gamechanger, wenn du merkst, dass du zu oft im „Später“ hängen bleibst.

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